trans.formation.identitität

ZWISCHENRÄUME

Sandra Riche, Nicolas Rossi und Mehryl Levisse

 

Im Rahmen von transfer (Austausch internationaler Bildender Künstler, 2012 mit Fokus auf Frankreich) fand im Kunsthaus sans titre die Ausstellung „trans.formation.identitität. Zwischenräume“ statt.

Ausstellungsdauer: 09.06.2012 – 08.07.2012

Kuratiert von Andrea Lehner

Der Begriff der „Identität“ kann an vielem festgemacht werden und ist unendlich vielschichtig. Er kann u.a. in Zusammenhang mit gesellschaftlichem oder sozialem Status, ethnischer und religiöser Zugehörigkeit, aber auch mit Bildungsstand stehen. Jeder von uns beschäftigt sich mit Selbstbeobachtung, Selbsterkenntnis oder Selbstkritik, doch wie werden die daraus resultierenden Einsichten reflektiert?

Die Themen, die im Fokus dieser Ausstellung standen, kreisen um den modernen Menschen auf der Suche nach seiner Zugehörigkeit und Identität zwischen den verschiedenen Kulturen, Sprachen, Religionen und Traditionen. Diese Aspekte sind angesichts einer rasanten ökonomischen Globalisierung und wachsenden Konsums in den letzten Jahren sicherlich nicht nur bei Künstlern sehr stark in den Vordergrund gerückt, sondern beschäftigen weltweit Millionen von Menschen. Isolation, temporärer Ortswechsel, Einsamkeit in den Großstädten, der Verlust der Individualität und das Entstehen des überall Gleichen bringen es mit sich, dass die Künstler der Gegenwart diese Aspekte in ihren Arbeiten zunehmend thematisieren. Fragen wie: Wer bin ich? Wo gehöre ich hin? Wo stehe ich in der Welt? dienen als Nährboden für kritische Diskurse mit sich selbst, die wiederum Türen zu weiteren Themen wie Entfremdung, kulturelle und nationale Zugehörigkeit, Selbstreflexion, Sprache, Erinnerung und Zeit aufstoßen.

Die französischen Künstler und Künstlerinnen Sandra Riche, Nicolas Rossi und Mehryl Levisse, deren Schaffensfokus in den Bereichen Installation, Video, Photographie und Performance liegt, hinterfragten in dieser gemeinsamen Ausstellung die Transformation des eigenen Ichs und projizierten die daraus gewonnenen Erkenntnisse auf ganz unterschiedliche Art und Weise auf die eigenen Kunstwerke. Dabei gewährten sie dem Betrachter persönliche Einblicke in imaginäre Zwischenräume, die nur in der Vorstellung und tief im Inneren eines Jeden existieren. Es sind Räume, die mit jedem Ortswechsel, jeder Veränderung und jeder neuen Situation immer wieder neu konstruiert und in einen anderen Kontext gestellt werden.

Zu den Künstlern:

Die in Berlin lebende Künstlerin Sandra Riche (1971) arbeitet überwiegend ortsspezifisch und beschäftigt sich in ihren Werken u.a. mit gesellschaftlichen und soziologischen Aspekten, die bei ihr mit Fragen nach der Essenz der Dinge und der Wesen verbunden sind. Ihre Objektarbeiten, Installationen und Videos zeugen von einer sehr subtilen philosophischen Konzeption, die vor allem in Themen wie Zeit, Erinnerung, Herkunft, Älterwerden und Vergänglichkeit münden.

Die analytisch anmutenden Installationen, Fotografien und die experimentellen Videoarbeiten des „Weltwanderers“ Nicolas Rossi (1978), der zurzeit an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig als Meisterschüler tätig ist und fortwährend die Welt bereist, befassen sich mit Begrifflichkeiten wie Fremdeinschätzung, nationales Zugehörigkeitsgefühl und mit der Frage nach der Bildung von kultureller Identität. Werktitel wie „Die Schwere der Leere“ oder „Vom Nebel an der Ziellinie“ lassen seine rational-experimentell konstruierte Herangehensweise erahnen.

In den Fotoarbeiten des jungen Parisers Mehryl Levisse (1985) bekommt der menschliche Körper eine ganz eigene Bedeutung. Er benutzt diesen als Grundmaterial für seine Projekte, so wie anderen Künstler die Leinwand als Ausdrucksmittel sehen. Die Körper, die auf den Photographien neutral und geschlechtsunabhängig bleiben, scheinen mit dem Hintergrund zu verschmelzenund sind Teil der Szenerie. „Meine Identitäten sind verurteilt, ewig die gleiche Situation zu wiederholen. Sie befinden sich in privaten geschlossenen Räumen. Der Betrachter wird ebenfalls, sobald er die Szene betritt, in der Situation gefangen genommen.“ – meint der Künstler.

(Text: A. Lehner)